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Coworking – der Zauber des Zufalls

Coworking – der Zauber des Zufalls

Seit jeher werden subkulturelle Trends und alternative Moden von den großen Marketing-Maschinerien vereinnahmt und im Mainstream ausgerollt. Aus den einst provozierenden Stilen der Punks in den 70er Jahren wurden ‚freche‘ Mode-Accessoires für brave Bürgersleute. In den 80ern wurde aus der übergroßen Jeans der Skateboarder die Universalhose für jeden Teenager. Dasselbe Phänomen könnte auch beim Coworking greifen.

2007 schrieben Sascha Lobo und Holm Friebe im St. Oberholz ihr Buch „Wir nennen es Arbeit“ – ein Cowriting-Projekt in Berlins erster Coworking-Adresse. Es ging ihnen um neues Arbeiten jenseits der Festanstellungen und 9-to-5-Jobs, mit dem sie den Nerv trafen. Das Buch wirkte wie ein Fanal, der Begriff „digital Bohème“ war geboren und bis heute wächst die Gemeinde von coworkenden Freelancern, digitalen Nomaden und frei flottierenden Teams.

Die hier entstandene Kultur wurde in keiner Marketing-Abteilung erdacht und aus keinem Businessplan geboren. Sie entzündete sich spontan aus der altehrwürdigen Kaffeehauskultur in Kombination mit dem damals nagelneuen drahtlosen Internet und den Begegnungen von ganz unterschiedlichen, aber irgendwie doch gleichgesinnten, frei arbeitenden Leuten. Gerade die zufälligen Begegnungen, der Austausch und die ungeplante Herausbildung von Communities prägen die Kultur des Coworking.

Tobias Kremkau, Coworking-Manager im St. Oberholz, beschreibt die Essenz dieser Kultur mit dem Begriff „Serendipität“. Durch die Beobachtung von Unbekanntem und den ungeplanten Austausch ganz verschiedener Menschen entstehen neue Perspektiven und Innovationen, die innerhalb einer homogenen Gruppe im Großraumbüro eher unwahrscheinlich sind. „Man kann deshalb niemals sagen“, so Tobias Kremkau, „was passiert, wenn man Mitglied einer Coworking-Community wird. Aber es ist sicher, dass etwas passiert und man neue Wege aufgezeichnet bekommt.“

Letztlich ist das Coworking auch eine Konsequenz aus der sich wandelnden Arbeitswelt. Die Digitalisierung schafft genauso neue Berufe und flexible, ortsunabhängige, dezentral vernetzte Arbeitsformen wie im Gegenzug erhebliche Mengen an herkömmlichen Jobs obsolet werden. Umso wichtiger werden experimentierfreudige Vorreiter, die neue Möglichkeiten und Perspektiven des Arbeitens ausloten.

Inzwischen sind seit der initialen Zündung des Coworkings rund um das Jahr 2005 im St. Oberholz in Berlin wie parallel in San Francisco und anderen Locations auf der Welt über zehn Jahre vergangen, im digitalen Maßstab also eine lange Zeit. Dementsprechend haben sich im Zuge des besagten Transfers von subkulturellen Trends ins Mainstream-Marketing auch im Coworking-Segment globale agierende Player etabliert.

Es gibt kritische Stimmen, die bezweifeln, ob bei den weltweiten Ketten noch der authentische Hauch der Coworking-Community durch die Flure weht. Entscheidend ist aber, dass die eigentliche Kultur weiterhin existiert und mit dem B-Part jetzt ein neuer Coworking-Space entsteht – ganz im Sinne der ursprünglichen Idee und mit einem klaren Plan. Es herrscht das Unplanbare: die spontanen Begegnungen, wechselnden Konstellationen und die nicht am Reißbrett erzwingbaren Impulse durch den zufälligen Austausch von Menschen mit unterschiedlichsten Berufen, Biographien und Ideen. Als bereichernd erweist sich zudem der Standort mitten am grünen Park und der rund um das B-Part angelegte Fitness-Parcours trägt zu einer gesunden Work-Life-Balance bei.

Mit dem B-Part am Gleisdreieck etabliert sich zudem ein neues Stadtquartier als Labor für die Entwicklung idealer Stadtquartiere. Denn es geht hier nicht nur ums Business, sondern um die Herausbildung neuer Lebens- und Arbeitsformen in der sich rasant verändernden Stadt. Ein Teil vom B-Part ist daher für das Urban Ideation Lab reserviert. Hier können sich Freelancer und Teams aus ganz unterschiedlichen Diszplinen und Professionen ausprobieren, für die kostenlose Coworking-Spaces vergeben werden. Das Urban Ideation Lab will eine möglichst große Vielfalt unter seinem Dach versammeln und ist offen für soziale Initiativen, Forschungsprojekte, urbane Experimente oder unkonventionelle Entrepreneure aller Art und im offenen Austausch. Wir nennen es Zusammenarbeit.