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Lab Fellow Portraits #1 | Circular Berlin

Von Juli bis Dezember 2019 residieren sechs Fellow-Teams im Urban Ideation Lab – Labor für das Stadtquartier der Zukunft und Herzstück von B-Part Am Gleisdreieck. Bestehend aus regelmäßig wechselnden Fellow-Teams öffnet das Lab Raum für Entrepreneure, die mit ihren Ideen im inspirierenden Austausch mit anderen durchstarten wollen  – darunter das Team von Circular Berlin, das sich in der „Circular Economy“ engagiert und die Vision von Städten mit gesunder und sozialer Kreislaufwirtschaft verfolgt.

Der Beitrag der „Circular Economy“ zur resilienten, klimaneutralen Stadt liegt im zirkulären Stoffwechsel, in dem sämtliche Ressourcen in einer Art Endlosschleife lokal erzeugt und genutzt werden, ohne dass Abfall und Verschmutzung entstehen.

Da das wie ein auf die Stadt übertragenes, utopisches Perpetuum mobile klingen mag, sei ein einfaches Beispiel genannt, in welche Richtung das gehen könnte: Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg plant, Müll zu eliminieren und sucht nach Konzepten und Lösungen für eine Zero Waste-Strategie. Zusammen mit dem BUND und Grüne Liga arbeitet das Team von Circular Berlin an einer Roadmap auf dem Weg zum abfallfreien Bezirk.

Zum Beispiel könnte man sich dem Problem der Vermüllung von öffentlichen Grünanlagen auf neue Weise widmen. Hier sorgt die Nutzung von Einweggrills für erhebliche Mengen an nicht wiederverwertbarem Abfall. Wie wäre es stattdessen, wenn der Bezirk eigene Grillverleihstationen in den Parks betreibt, sodass Einweggeräte überflüssig würden? Das klingt zunächst unrealistisch, wenn man sich den Aufwand und die Kosten für die Verleihstationen inklusive Personal vor Augen führt. Diese Kosten könnten sich relativieren, wenn man bilanziert, welche Belastung durch die Nutzung von Einweggrills der Allgemeinheit entstehen. Schließlich muss der Grillmüll ebenfalls personalintensiv gesammelt und umweltbelastend deponiert oder entsorgt werden.

Die konkreten Lösungsansätze für den Bezirk befinden sich noch am Anfang der Planung, daher dient dieser Ansatz nur zur Illustration, wie man das Prinzip „zirkulär“ denken kann. Für den Weg zu einer vollständigen Zero Waste-Stadt braucht es natürlich ganz verschiedene und zum Teil deutlich komplexere Lösungen als nur die Vermeidung von Einweggrills.

Aber diesen Weg beschreiten schon viele NGOs und Initiativen, eine umtriebige Szene ist weltweit in zahlreichen Städten wie auch in Berlin aktiv. Während das Thema in der Öffentlichkeit noch nicht flächendeckend bekannt ist, wächst längst auch das Interesse von Kommunen und Verwaltungen. Schließlich drängt sich die Transformation hin zu resilienten, klimaneutralen und nachhaltigen Städten immer stärker auf die Agenda.

Dieser Transformation widmet sich Circular Berlin mit Forschung, Entwicklung und Projekten in enger Verbindung mit Partnern wie einem Netzwerk von über 120 Akteuren der zirkulären Szene. Das Ziel sind Bezirke und Quartiere mit gesundem Stoffwechsel. Es geht hier also nicht um klassische Stadtplanung, sondern um die Materialkreisläufe innerhalb regionaler Räume. Das Team wirkt unter anderem in den Schwerpunktbereichen Bauwirtschaft, Material und Produkte, Lebensmittel und Biomasse, Textilien und Mode.

„Je tiefer man in die verschiedenen Themen eindringt, desto mehr geht es trotz unseres klaren Fokus auf Material auch um soziale Aspekte und Erkenntnisse“, sagt Dina Padalkina, die Gründerin von Circular Berlin. „Dabei entstehen auch neue Ansätze wie die Arbeit mit Schulen, zum Beispiel unser Pilotprogramm „Circular School“ an einer Grundschule in Berlin-Karlshorst.“

Zusammen mit dem EIT Climate KIC, dem europäischen Institut für Innovation, arbeitet Circular Berlin aktuell am Zukunftsprojekt einer ressourcenschonenden Materialwirtschaft beim Bau. Das Projekt fokussiert sich auf das Ökosystem und die Akteure der Bauwirtschaft in Berlin. Zirkuläres und lokales Bauen anzustoßen, stellt die Branche in großen Teilen vor völlig neue Herausforderungen und die meisten Beteiligten betreten hier Neuland. Abgesehen von technischen Herausforderungen muss auch in neuen kooperativen Prozessen gedacht werden. Siehe dazu auch unseren Bericht über den ersten Urban Ideation Talk, den Circular Berlin zum Thema neue Konzepte im Umgang mit Räumen und Gebäuden initiiert hatte. Weitere Talks zu spannenden Themen werden folgen. Das Video zum Event seht ihr hier:

© Ian Delu

Letztlich geht es um ein prinzipelles Umdenken. Denn die Circular Economy verfolgt einen weit größeren Bogen als herkömmliches Recycling, mit dem man sie keineswegs verwechseln sollte. Und daran arbeitet das Team von Circular Berlin; quasi an einem neuen Betriebssystem für nachhaltige wie lokale Materialflüsse inklusive positiver sozialer Implikationen für lebenswertere Städte.

Wir freuen uns über Circular Berlin als Fellows der ersten Stunde und sind gespannt auf weitere Ergebnisse und Events im B-Part Am Gleisdreieck.

Portraits der anderen fünf Fellow-Teams im Urban Ideation Lab folgen…