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Urban Ideation Lab beim Innovation Camp „Umpflastern“

Was braucht eine lebendige Innenstadt? 

Diese Frage beschäftigt nicht nur die Anwohnenden in einer Stadt, sondern auch Stadtplanerinnen und -planer sowie Projektentwicklerinnen und -entwickler. Die Antwort darauf sah seinem Zeitgeist entsprechend immer anders aus. Innenstädte waren und sind Epizentren der Macht, der Teilhabe und Identifikation. Orte des Handels, der „Waren der Welt“, wo das ökonomische Herz der Stadt schlägt. Orte der Kultur und Freizeit. Irgendwann wurden sie zu Schauplätzen der industriellen Revolution oder Produktionsstätten und oft verstanden sie sich vor allem einfach als praktische Wohnorte. 

Die Geschichte hat jedoch gezeigt, dass jedes Mal, wenn ein einzelner Fokus zu sehr in den Mittelpunkt gerückt ist, die Stadt nicht mehr funktioniert hat. Ein typisches Beispiel dafür ist die autogerechte Stadt, in der alles auf den Verkehr ausgelegt ist und die Innenstadt als Gateway und Transitraum begriffen wird oder die Innenstadt als reine Shoppingmeile mit dem Handel im Mittelpunkt.

Welches Bild zeigt sich heute? Straßen werden zurückgebaut, – in eigentlich jedem Bürgerbeteiligungsprozess wird die Forderung nach mehr Radwegen und weniger Autoverkehr immer lauter, von der Klimakrise ganz abgesehen -, und vom Einzelhandel dominierte Innenstädte sterben zunehmend aus, hinterlassen ein ödes Bild von Leerstand und Tristesse in ihren Ladenzonen. Die Digitalisierung hat sie überholt. Unsere Innenstädte und Zentren befinden sich in einem dauerhaften Prozess des Wandels. 

Unsere Zeit sucht nach Lösungen, die ein Gleichgewicht zwischen all diesen Ansprüchen herzustellen vermögen. Immer neue Herausforderungen suchen nach flexiblen Möglichkeiten, die alle Bedürfnisse in Einklang miteinander bringen können. Konzepte für hybrides Wohnen und Arbeiten, Gemeinschaftlichkeit und sogenannte „third places“ stehen an der Tagesordnung und können eine Antwort sein. Die Mobilitätswende wird als Impuls genutzt, neue Formen der Mobilität aber auch öffentlichen Raum zurückzuerobern. Auch die Corona-Pandemie hat Gelegenheit gegeben alte Denkmuster aufzubrechen und vielerorts Fahrradwege und Fußgängerzonen geschaffen.

© Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Durch co-kreative Betriebssysteme soll ein Gleichgewicht für das Ökosystem der Akteure hergestellt werden: Eine politische Trägerstruktur bildet den starken Rahmen, eine Art Agentur, die mit Strategie und Bürgerinitiative kuratiert statt managt. In diesem Sinne haben das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes und die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung das dreitägige Ideation Camp „Umpflastern“ vom 16. – 18.09.2021 ausgerichtet. Unser Urban Ideation Lab hat hier am Themenfeld Öffentlicher Raum mitgearbeitet. Neben interessanten Vorträgen wurden hier für drei verschiedene Städte, Halle, Oberhausen und Seelze, in Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Stadtverwaltung, Konzepte und Prototypen entwickelt um die jeweilige Situation im öffentlichen Raum zu verbessern. 

Oberhausen leidet unter einer von Leerstand gezeichneten Innenstadt, der Stadt Seelze fehlt ein attraktives Zentrum, das neben einer vielbefahrenen Haupt-Ladenstraße keine attraktiven Anziehungspunkte bietet und die Stadt Halle leidet unter der einseitigen politisch motivierten Aneignung ihres zentralen Marktplatzes. Unser B-Part Urban Ideation Lab hat zusammen mit anderen Kreativen und Stellvertreterinnen und Stellvertretern der Stadtverwaltung Halle (Saale) an Lösungen gearbeitet, um den zentralen Marktplatz der Stadt wieder zu einem begehrten Anlaufpunkt für alle Mitmenschen zu machen. Hierfür wurde das Konzept für ein flexibles urbanes Mobiliar, „Flexies“, entworfen, das dauerhaft auf dem Platz stehen bleiben, vielseitig eingesetzt und in Eigeninitiative von den Mitmenschen kombiniert und arrangiert werden soll. Trotz strenger Denkmalschutzauflagen kann der Freiraum auf der Marktfläche so flexibel strukturiert werden und mehrere Aneignungen des Marktplatzes zeitgleich stattfinden. Zudem soll so die Trennung politischer Teilhabe und das Interesse der Bewohnenden an sozialer Nutzung der Fläche gewährleistet und eine partizipative Teilhabe angeboten werden.

© Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Wir haben uns sehr an unsere Agora aus unserer Summer School 2019 auf dem B-Part Gelände erinnert gefühlt. Hier haben wir ein ähnlich flexibles urbanes Mobiliar entworfen, das zugleich Ausstellungsfläche, Sitz- und Essensgelegenheit, Bühne und Tribühne für eine vielseitige Nutzung auf dem B-Part Gelände darstellte und uns die Infrastruktur für ein kleines Festival bot.

„Agora“- Flexibles urbanes Mobiliar, UIL 2019

Es gab von Seiten der Stadtverwaltung Halles die Zusage sich weitergehend mit der Entwicklung und dem Design dieses Mobiliars auseinanderzusetzen. Wir sind gespannt und werden Euch weiter berichten. 

Für einen nächsten Ideation Workshop ist das Urban Ideation Lab am 24. November 2021 bei der Berlin Innovation Agency in Kooperation mit ihrem zugehörigen Smart City Hub eingeladen. Wir sind freuen uns über die Kooperation und die gemeinsame Ideenkreation. Stay tuned…