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Seriengründerin und Energiebündel: Wir begrüßen Urte Zahn im Urban Ideation Lab.

Mit Urte Zahn kommt Bewegung ins B-Part Am Gleisdreieck, genauer: die Stadtbewegung e.V. mit kostenlosen Tai Chi- und Qi Gong-Kursen. Mit der ehemaligen Konzern-Managerin und Startup-Seriengründerin ziehen außerdem die Friends for Future ein ins Urban Ideation Lab, dem Labor für das Stadtquartier der Zukunft und Herzstück vom B-Part Am Gleisdreieck. Wir haben mit uns mit der umtriebigen Urte Zahn unterhalten.

Mit 15 fuhr Urte Trecker beim Hof der Eltern in der Nähe Greifswalds, lernte Landwirtschaft, machte Abitur, studierte Wirtschaft und legte danach eine steile Karriere hin; erst als Managerin bei großen Konzernen wie IBM oder Bosch, später als Seriengründerin von Startups. So weit, so aufregend wie aufreibend – bis zu diesem einen Moment: Urte weilte gerade beruflich in Shanghai, als die Nachricht von zuhause eintrudelte, dass ihre Eltern erkrankt waren. „Für kein Geld der Welt wollte ich noch einmal in eine solche Situation kommen, mich nicht um meine Eltern kümmern zu können, weil es der Job einfach nicht zuließ“, sagt sie.

Also, mehr Balance musste her. Sprich: Work-Life-Balance. Das geht ganz wunderbar mit Bewegung. Und die bringt Urte auch mit ins B-Part Am Gleisdreieck – jeden Montag um 18 Uhr und Dienstag um 8:30 Uhr ist auf der Schöneberger Wiese vor dem B-Part Am Gleisdreieck eine Stunde Tai Chi und Qi Gong angesagt. Jede und jeder kann hier kostenlos und komplett niedrigschwellig mitmachen. Es braucht keine Vorkenntnisse, jedes Fitness-Level ist willkommen und nicht einmal umziehen muss man sich. Finanziert wird das Programm vom Land Berlin und mit der Initiative Stadtbewegung e.V.

Urte widmet sich den fernöstlichen Techniken der Energie und Entspannung seit über zwanzig Jahren als Gegengewicht zu den damals stressigen Zeiten im Job. Und auch hier wird gleich mal gegründet, nämlich das Startup QiLabs. Wer’s nicht zur Schöneberger Wiese schafft, kann sich mit der App QiTime ein eigenes Bewegungsprogramm aufs Smartphone laden. Die Kurse lassen sich jederzeit in jeden Alltag integrieren und helfen, das seelische wie körperliche Gleichgewicht zu finden oder zu halten – insbesondere auch vorbeugend gegen Burnout-Symptome oder Depressionen.

Während die innere Energie heute im Vordergrund steht, hat sich Urte früher im Job viel mit der äußeren Energie beschäftigt. „Smarte Lösungen für Gebäude zum Beispiel, überhaupt das Thema Ressourcen. Irgendwann zum Beispiel musste mein Auto in die Werkstatt und mir fiel plötzlich auf, dass ich das gar nicht brauche. Und überhaupt, das kommt mir heute absurd vor, dass man so viel Energie und Material aufwendet, damit sich ein Mensch fortbewegen kann. Das ist genau das Gegenteil vom Prinzip des Tai Chi, wo man versucht, möglichst wenig Energie einzusetzen.“

Ihr Verzicht aufs Auto führte damals auch zu eigenartigen Szenen: „Und, haben sie einen Parkplatz gefunden?“ – „Ja, direkt vor der Haustür.“ – „Was? Da ist doch nie ein Parkplatz frei.“ – „Für’s Fahrrad schon.“ Allgemeines Staunen, dass eine Business-Frau wie Urte mit dem Radel vorfährt. Das führte auch zu Verzerrungen in der Status-Matrix. Eine Managerin ohne Auto?! Damit rangiert man in der Hierarchie ja noch unter dem Hausmeister.

Aber zurück in die Gegenwart: Mit Urte ist nicht nur die Stadtbewegung ins Urban Ideation Lab eingezogen, sondern auch der gemeinnützige Verein Friends for Future, den Urte zusammen mit – natürlich – Freundinnen und Freunden gegründet hat, um in Zeiten der Klimakrise etwas zu unternehmen. Friends for Future entwickeln zum Beispiel Spiele, insbesondere für Schulen, wie den „Klimakoffer“ oder Aktionen. Das Ziel liegt darin, nicht zu missionieren, sondern auf unterhaltsame Weise Lösungen aufzuzeigen und zum selbstständigen Handeln zu motivieren. Und die Friends sind auch sonst in der „for Future“-Szene umtriebig, zum Beispiel mit Workshops rund um die Organisation von Bewegungen und autonomen Teams. Zusammen mit Together for Future haben die Friends im Februar den Digitialkongress der Fridays For Future moderiert. „Entscheidend ist, dass wir als gemeinnütziger Verein nur das machen, was wir für sinnvoll halten und ohne dass wir damit Geld verdienen müssen“, sagt Urte.

Zum Abschluss haben wir Urte gefragt, was sich in ihrem Leben abgesehen von der Balance verändert hat: „Ich war früher im Job sehr auf das Morgen fokussiert. Wie entwickelt sich dieses Projekt? Wie sehen bei jenem Projekt die Zahlen aus und so weiter. Heute, gerade in diesen krisenbehafteten Zeiten, bin ich mehr in der Gegenwart zuhause, also im guten, alten Hier und Jetzt.“ Wer das auch möchte, einfach Montagabend oder Dienstagmorgen zur Schöneberger Wiese kommen und von Urte Tai Chi und Qi Gong lernen.